Verein(t)

Von «Me sötti» und «Es wär doch guet, wenn…» zu «Mir mache das jetzt!». So entstehen Vereine. Sie verbinden sowohl Gleichgesinnte wie auch Generationen, ermöglichen Begegnungen und machen aus der Nachbarschaft einen Ort mit Freundinnen und Freunden. Gerade bei uns, wo ich immer wieder erfahre, dass Zusammenhalt grossgeschrieben wird und Traditionen mit Stolz gepflegt werden, ist das Wirken der Vereine unverzicht- und unbezahlbar.

Von alleine wird es nicht besser, es braucht das Engagement von Menschen, um etwas zu verändern. Meistens ist es ein gemeinsames Interesse oder Anliegen, das die Menschen in einen Verein führt. Doch ein Verein ist weit mehr als nur ein Hobby. Es ist ein Ort, an dem wir uns einbringen, Verantwortung übernehmen und gemeinsam etwas bewirken können. Hier dürfen wir ausprobieren, Neues wagen und uns weiterentwickeln. Einfach machen! Denn Selbstwirksamkeit beginnt genau dort, wo wir uns trauen, einen Beitrag zu leisten – ob als Trainerin im Juniorenfussball, als Kassier im Fischereiverein oder als Vorstandsmitglied im Quartierleist. Ich habe grosse Achtung vor dem wertvollen Engagement der Vereine und sage dafür «Danke schön».

Wenn immer möglich, nehme ich Einladungen von Vereinen und gemeinnützigen Organisationen an und erhalte so Einblick in deren beeindruckende Vielfalt. Von der altersgemischten Musikgesellschaft über den traditionellen Schwingklub bis hin zum innovativen Theaterverein – jeder Verein schafft Orte der Begegnung und des Miteinanders. Hier wird generationenübergreifend voneinander gelernt, Ideen werden verwirklicht und Talente gefördert. Diese gelebte Teilhabe stärkt nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern sie ist ein Kerngedanke unserer Demokratie. Auch in politischen Belangen müssen Diskussionen ausgetragen und muss mit anderen Meinungen konstruktiv und respektvoll umgegangen werden, damit wir uns nicht zu polarisierendem «Schwarz und Weiss»-Denken verführen lassen. Durch das Anhören anderer Sichtweisen können wir unseren Horizont erweitern, aber auch das gegenseitige Verständnis fördern. Eine gemeinsame Basis bedeutet für alle Beteiligten einen Mehrwert.

Wir können uns natürlich fragen: Ist es sinnvoll, dass ein so breitgefächertes und wichtiges Angebot, wie es die Vereine und Organisationen erbringen, auf freiwilligem und ehrenamtlichem Engagement beruht? Sollte man die Strukturen nicht professionalisieren, sollten nicht vermehrt Leistungen entschädigt werden?

Entsprechend oft wird deshalb der Ruf nach finanzieller Unterstützung von Seiten der Stadt laut. Einerseits ist es für die Stadt klar, dass sie dort unterstützt, wo Kinder und Jugendliche gefördert werden. Denn das ist eine Investition in unsere Zukunft. Andererseits steht die Stadt in der Pflicht, dass sie genau prüft, wohin Gelder fliessen. Die Stadt will und muss die Leistung definiert haben, die ein Verein mit der finanziellen Unterstützung erbringen will, und das führt nicht selten dazu, dass sich die Vereine verändern müssen, um von der Stadt unterstützt zu werden. Aus der einfachen Struktur von «Mir mache das», werden ausgeglichene Budgets, strukturierte Abläufe, einzuhaltende Termine und das kann einen Verein nachhaltig verändern, weil er über seine Leistung detailliert Rechenschaft ablegen muss. Es liegt auf der Hand: Das bedeutet mehr Bürokratie.

Damit beginnt die Gratwanderung: Die Leichtigkeit und Spontaneität schwinden, wenn nicht mehr einfach mal «gemacht werden kann» und wenn am Ende des Jahres eine ausgeglichene Rechnung präsentiert werden muss. Der Idealismus und die Begeisterung, die zur Gründung des Vereins führten, drohen manchmal am Budget zu ersticken. Mitglieder, die sich anfänglich begeistert engagierten, steigen aus, weil ihnen die Arbeit zu viel wird. Der Nachwuchs ist nicht bereit, den Aufwand zu leisten. Gerade hier ist die Unterstützung der Stadt aus meiner Sicht ebenso wichtig.

Die Stadt setzt sich aktiv dafür ein, den Vereinen in organisatorischen Belangen Unterstützung zu bieten, indem sie in Förder- und Weiterbildungsmassnahmen für ehrenamtlich Tätige investiert. Rund vierzig Vereine haben bereits von diesem Angebot der Stadt profitiert. Zudem berät das Büro für Veranstaltungen Vereine bei der Organisation und Durchführung von Anlässen. Ich möchte an dieser Stelle die Vereine ermutigen: Nutzt diese Möglichkeiten!

Links:
Jugendaktivitäten
https://www.thun.ch/online-schalter/97901/detail

Jugendsportförderung:
https://www.thun.ch/dienstleistungen/92239

Veranstaltungsbüro
https://www.thun.ch/fachbereiche/32377

Dieser Text erschien in gekürzter Form im März 2025 als Kolumne im «Berner Landbote».