Schule wird zum Lebensraum
Mit dem neuen Schuljahr definiert die Stadt Thun Schule neu: An der Primarschule Gotthelf können Kinder die Schule erstmals als Ganztagesschule erleben. Drei Tage pro Woche verbringen sie von Morgen bis Mitte Nachmittag in der Schule. Das Angebot startet in zwei jahrgangsgemischten Klassen (1./2. Klasse und 3./4. Klasse). Gleichzeitig mit dem Pilotprojekt Ganztagesschule wurde in Allmendingen der elfte Tagesschulstandort eröffnet. Unbestritten entspricht die Tagesschule einem Bedürfnis der Familien und ist in der Bevölkerung breit verankert.
Das Pilotprojekt Ganztagesschule verbindet Unterricht und Betreuung am gleichen Ort und in der gleichen Gruppe und stellt damit die folgerichtige Weiterentwicklung auf dem Weg zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf dar. Mit der Ganztagesschule bietet Thun beiden Elternteilen ein Angebot, das es ihnen ermöglicht, neben der Familienarbeit so weit berufstätig zu sein, dass sie ihre berufliche Karriere weiterführen können.
In einer Ganztagesschule arbeiten Lehr- und Betreuungspersonen sowohl beim Unterricht wie auch bei der Betreuung Hand in Hand. Unterricht, Betreuung und Freizeit gehen ineinander über, was den Kindern Kontinuität und Sicherheit schenkt. In dieser vertrauten Umgebung können sie ihre Persönlichkeit entfalten und sich weiterentwickeln.
Kinder verbringen sehr gerne Zeit mit anderen Kindern, das ist unbestritten. Der verlängerte Aufenthalt in der Schule eröffnet neue Möglichkeiten. Lernen, Spiel, Bewegung und Freizeit bilden ein Ganzes und somit eine natürliche Lernumgebung, innerhalb einer klaren und sinnvollen Tagesstruktur, die ihre soziale Kompetenz fördert und den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe stärkt.
Die engere und vielseitigere Zusammenarbeit mit den Lehr- und Betreuungspersonen trägt zudem zu einem intensiveren Vertrauensverhältnis bei. Wie auf Ausflügen oder in Klassenlagern erleben die Kinder in der Ganztagesschule ihre Lehrpersonen nicht nur als Lehrende, sondern auch als Begleitende und Unterstützende. Wächst das Vertrauen in die Lehrpersonen, sind Schüler und Schülerinnen offener, haben den Mut zu Fragen und auf individuelle Bedürfnisse kann besser eingegangen werden.
Die Ganztagesschule ist ein zeitgemässer Schritt, um den Bedürfnissen von Kindern und Familien in der heutigen Gesellschaft gerecht zu werden. Sie verbindet Bildung und Gemeinschaft auf eine Weise, die vernetzt und gleichzeitig klar strukturiert ist. Somit trägt sie dazu bei, dass sich die Schule mit der Gesellschaft und deren Bedürfnissen weiterentwickelt.
So kann die Ganztagesschule zu einem Ort werden, wo nicht nur Leistung, sondern auch Gemeinschaft zählt, wo sich nicht einzelne Kinder in einer Klasse aufhalten, sondern sich eine Gemeinschaft mit ihrer Schule identifiziert. Das halte ich für wichtig und wertvoll – für jedes einzelne Kind und für unsere Gesellschaft.

