Rund um Thun von A-Z
Nach meiner Wanderung 2020 rund um Thun kenne ich den 29.19km langen Grenzverlauf und mich nimmt wunder, was ennet der Grenze läuft.
Deshalb folgt nun 2021 – 2023 Runde 2:
Ich besuche in jeder der 11 Grenzgemeinden den Gemeindepräsidenten oder die Gemeindepräsidentin und führe ein Gespräch an ihrem Lieblingsort.
Rund um Thun von A-Z
STEFFISBURG/ August 2021 Besuch bei Gemeindepräsident Jürg Marti. Ich treffe bereits vor dem Gemeindehaus auf Jürg […]
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HEIMBERG/ Juli 2021 Besuch bei Gemeindepräsidentin Andrea Erni Hänni Andrea Erni Hänni empfängt mich in ihrem Büro […]
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UETENDORF/ Juni 2021 Besuch bei Gemeindepräsident Albert Rösti Albert Rösti führt mich zu Fuss vom Büro aus an […]
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THIERACHERN/ Mai 2021 Besuch bei Gemeinderatspräsident Sven Heunert Sven Heunert hat keinen Lieblingsort, am […]
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AMSOLDINGEN/ April 2021 Besuch bei Gemeindepräsident Stefan Gyger: Ich treffe den Gemeindepräsidenten Stefan Gyger […]
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MAKING-OF/ Dezember 2020: Es ist Zeit zum Danke sagen: ein grosses Merci für das virtuelle Mitwandern RUND UM THUN […]
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ETAPPE 11 / November: Zwieselberg 2,14 km. Die letzte Etappe beginnt mit der Suche nach dem Grenzpunkt […]
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ETAPPE 10 / Oktober: SPIEZ 2.12 km Der Ausgangspunkt für die Spiezer-Etappe liegt im Gwatt, genauer gesagt am […]
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ETAPPE 9 / September: SEE (Staat) 3.57 km Ich stehe am Ufer des Quais nach Hünibach gegenüber der südöstlichen […]
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ETAPPE 8 / August: HILTERFINGEN 1.05 km Ich stehe am Start mitten im Bachbett des Hünibachs in der […]
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ETAPPE 7 / Juli: HEILIGENSCHWENDI 4.05 km Start ist in Goldiwil oberhalb der Multenegg beim Grenzstein. Von hier […]
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ETAPPE 6 / Juni: HOMBERG 1,86 km Start im Dreiholz. Von hier geht es steil aufwärts. Ein Blick zurück Richtung […]
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ETAPPE 5 / Mai: STEFFISBURG (INKL. SCHWENDIBACH) 6,34 km Start der längsten Etappe meiner Wanderung an einem […]
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ETAPPE 4 / April: HEIMBERG 0,1 km. Im Fall KEIN SCHERZ!!! Start beim Grenzstein an der schönen grünen Aare, immer […]
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ETAPPE 3 / März: UETENDORF 2,02 km. Start beim Grenzstein im Lerchenfeld unweit vom Zollhaus, das während […]
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ETAPPE 2 / Februar: THIERACHERN 3,29 km. Start beim Grenzstein an der Allmendingenstrasse quer durch den Auwald, wo […]
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ETAPPE 1 / Januar: AMSOLDINGEN 2,7 km. Los gehts vom Grenzstein entlang dem romantischen Glütschbach, vorbei an der […]
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STEFFISBURG
August 2021 Besuch bei Gemeindepräsident Jürg Marti
Ich treffe bereits vor dem Gemeindehaus auf Jürg Marti, als ich die Gemüsehochbeete der Verwaltung bewundere. Er nimmt mich gleich mit an seinen Lieblingsort. Wir fahren mit dem gemeindeeigenen Elektroauto- Steffisburg ist seit 2014 Energiestadt- auf den Hartlisberg. Hier oben bietet sich eine prächtige Aussicht über das Dorf hinweg zum Thunersee bis zu den Berner Alpen. Der Gemeindepräsident kommt hierher, um in die Weite zu schauen und den Ausblick zu geniessen. Ob der See das einzige sei, was seinem Dorf fehle? So ein See sei halt ruhiger und einladender als die Zulg, denn dieser Fluss teile das Dorf, im Sommer aber biete sie viel Erholungsraum und sei eine Lebensader.
Wir sprechen über die Wasserversorgung. Jürg Marti sagt, dass dieses wichtige Allgemeingut sorgfältig bewirtschaftet werden müsse und dafür die regionale Zusammenarbeit unabdingbar sei. Die Unabhängigkeit müsse gewährleistet bleiben. Hier am Hartlisberg hat es einige Quellen und Reservoirs für die Wasserversorgung des Dorfs.
Aus aktuellem Anlass diskutieren wir auch ausgiebig über Bildungspolitik. Steffisburg hat im Gegensatz zu Thun im Bildungsreglement festgehalten, dass je nach Klassengrösse die SpezSek zusammen mit der Sek unterrichtet werden kann. Flexible Modelle lassen vielfältige Lösungen zu, das wurde hier bereits erfolgreich getestet.
Ein grosses Projekt ist die Ortsplanungsrevision, worin das Baureglement für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde festgelegt wird. Die OPR bedeutet, im Gesamtinteresse der Gemeinde Lösungen für die Gesamtbevölkerung zu finden. Die Revision ist ein langwieriger Prozess, der viel Fingerspitzengefühl erfordert. Jürg Marti versuchte, alle Beteiligten abzuholen mit verschiedenen Informationsanlässen und Mitwirkungsmöglichkeiten. Für die OPR ist jetzt eigentlich alles aufgegleist, aber die Volksabstimmung wird erst nächstes Jahr stattfinden.
Wie es um das Verhältnis von Steffisburg zu Thun stehe, will ich wissen. Thun sei der grosse Bruder seiner Gemeinde und wie es so sei, gebe es in Geschwisterbeziehungen neben festen Banden ab und zu auch Meinungsverschiedenheiten. Steffisburg hat 2020 mit Schwendibach fusioniert, was problemlos über die Bühne gegangen sei, deshalb frage ich auch nach einem Zusammenschluss mit Thun. Diese Frage müsste die Bevölkerung beantworten. Bisher sei dieses Thema nicht vertieft diskutiert worden. Jürg Marti ist der Meinung, dass Fusionen von kleineren Gemeinden durchaus sinnvoll sein könnten, aus finanziellen, organisatorischen oder Ressourcen Gründen.
Der nahende Abschied vom Gemeindepräsidium tut weh, obwohl es ein eigener freier Entscheid war. Jürg Marti findet, dass er in den 13 Jahren seiner Amtszeit viel gestalten und einen Beitrag an die Entwicklung seiner Gemeinde leisten konnte. Er ist die Arbeit mit der Einstellung eines Leistungssportlers angegangen: mit einem klaren Ziel vor Augen, für dessen Erreichen er alles gegeben hat. In einer Gemeinde wie Steffisburg ist das Amt des Präsidiums sehr viel genereller im Vergleich zu einer spezialisierten Aufteilung, grosse Projekte liegen immer direkt in dessen Händen. Von Berufs wegen Betriebsökonom, beurteilt er alle Situationen und Herausforderungen auch aus diesem Blickwinkel. Das Jahr 2020 mit Corona erlebte Jürg Marti als riesige Herausforderung, dazu kam der schmerzliche Verlust eines leitenden Mitarbeiters und so stellte er sich die Sinnfrage im Zusammenhang mit dem politischen Amt. Nun sei es Zeit, neuen Kräften Platz zu machen und die grossen anstehenden Projekte in andere Hände zu übergeben. Jürg freut sich auf die neue Freiheit und legt mir gleichzeitig sein Konzept für die Amtsübergabe vor, damit die Kontinuität für die Gemeinde gesichert wird. Auch am Schluss mit Weitblick und Herz im Einsatz für Steffisburg.
Jürg, herzlichen Dank für den Einblick in deine Gemeindewelt!
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HEIMBERG
Juli 2021 Besuch bei Gemeindepräsidentin Andrea Erni Hänni
Andrea Erni Hänni empfängt mich in ihrem Büro auf der Gemeindeverwaltung Heimberg. Hier ist seit Anfang Jahr ihr Arbeitsplatz als Gemeindepräsidentin. Andrea arbeitet daneben aber nach wie vor als Sozialarbeiterin. Kurz vor unserem Treffen geht ein heftiges Gewitter nieder, deshalb habe ich auf Andreas Rat die Wanderschuhe mitgebracht, um trockenen Fusses an ihren Lieblingsplatz zu gelangen. Auf dem Weg dorthin kommen wir am nigelnagelneuen Pumptrack vorbei. Mir fällt auf, dass die Umgebung des Schulhauses Untere Au sehr attraktiv gestaltet ist mit Beachvolleyballfeld, Skatepark, Dirtpark, Kletterwand und weiteren Spielgeräten. Andrea erzählt mir, dass der Skatepark auf Initiative des Jugendrats entstanden ist. Das Büro für die Jugendarbeit ist direkt auf dem Schulgelände Untere Au angesiedelt, das wurde beim Bau der neuen Aula berücksichtigt. Zudem ist dort auch das Jugendcafe mit der Beachbox und dem Pizzaofen, ein cooler Treffpunkt für die Jugendlichen.
Das Ziel der neuen Gemeindepräsidentin ist, dass sich alle an der Gestaltung der Gemeinde beteiligen können, die das möchten. Andrea sagt, dass sie ihren Traumjob ausüben darf. Ihr Pensum beträgt 50%, effektiv sei die Arbeit aber nicht mit diesen Stunden zu bewältigen und die Verantwortung trage sie rund um die Uhr. Andrea ist eine Generalistin und hat sich als Gemeinderätin und Vizepräsidentin bereits 8 Jahre Erfahrung und ein breites Wissen über Heimberg aneignen können. Sie will gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen finden, die Vermittlerinnenrolle als Gemeindepräsidentin gefällt ihr sehr.
Ein grosses Projekt ist die Arealentwicklung Rigips, an dem die Gemeinde und zwei private Eigentümer beteiligt sind. Wie in allen Gemeinden stellen sich bezüglich Bauvorhaben und Entwicklung die grössten Herausforderungen. Das anhaltende Wachstum durch die Bautätigkeit erzeugt Druck auf die Infrastruktur. Heute leben 7’000 Menschen in Heimberg, gerechnet wird mit der Zunahme auf 8’000. Die Gemeindepräsidentin nimmt die Herausforderungen gerne an, weil sie auf ein gutes Team im Gemeinderat und eine tolle Verwaltung zählen könne.
Heimberg liegt wie Thun an der Aare. Der Fluss ist hier vorallem Naherholungsgebiet und liegt im Wald. Der Kanton hat das Ziel, den im 19. Jahrhundert begradigten Fluss zu renaturieren. Dafür wird die Burgergemeinde Heimberg Land abtreten. Aktuell läuft die Mitwirkung zum Wasserbauplan Oberi Au Uttigen.
Die Gemeindepräsidentin wertet Thun positiv als Motor der regionalen Zusammenarbeit. Im ERT übernehmen Thun und Spiez die Zentrumsfunktion. Heimberg kann in und von Thun auch Dienste für Integration oder Arbeitsintegration in Anspruch nehmen. In kleineren Gemeinden fehlen dafür schlicht die professionellen Ressourcen, Freiwillige übernehmen viele Aufgaben. Der Wildwuchs an verschiedenen Planungsperimetern sei eine Schwierigkeit für die Zusammenarbeit unter den Gemeinden. So müssten etwa die Themen Verkehr, Energie, ERT, WRT immer in anderer Zusammensetzung bearbeitet werden. Andrea spricht das Gefäss der Regionalkonferenz als mögliche Lösung für die Vereinfachung an. Ungelöst bleibt vorerst das Thema Hallenbad. Ungelöst für Thun, denn Heimberg brauche die von Thun gewünschte Erweiterung nicht.
Heimberg wird selten genannt, der Autobahnanschluss im langgezogenen Dorf heisst Thun Nord. Der Lieblingsplatz der Gemeindepräsidentin lässt mich staunen: der Baggersee ist eine wahre Idylle. Zwar sei der See belastet, aber er ist ein Paradies für Enten, Schwäne und Biber. Ein ganz anderes Gesicht von Heimberg: statt Autobahn und Megaeinkaufszentren ein wunderschönes Naherholungsgebiet. In Heimberg lässt es sich gut leben, die Gemeindepräsidentin wirkt mit Leidenschaft darauf hin, dass dies auch so bleibt. Für alle Generationen.
Andrea, herzlichen Dank für den Einblick in deine Gemeindewelt!
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UETENDORF
Juni 2021 Besuch bei Gemeindepräsident Albert Rösti
Albert Rösti führt mich zu Fuss vom Büro aus an seinen Lieblingsort: zum Bänkli am alten Kirchweg oberhalb des Hofes Rosinli. Von diesem Platz aus bietet sich eine prächtige Aussicht über die Gemeinde hinunter auf die Allmend bis zur Aare, auf den Thunersee und das Alpenpanorama lässt sich in der ganzen Breite vom Stockhorn bis zum Eiger bewundern. Hier sind wir nicht weit weg von seinem Zuhause und Albert macht auf einem Abendspaziergang gerne Rast auf dem Bänkli. Der alte Kirchweg ist ein schmaler Fusspfad, der nach Thierachern zur Kirche führt. In Uetendorf gibt es nämlich erst seit 1956 eine Kirche, gestiftet von Otto Lädrach, einem Uetendorfer, der Privatsekretär eines Amerikaners namens William Maul Measey war. Der Gemeindepräsident berichtet mir von der Legende, dass Measey nur wegen der Weigerung von Lädrach, Billette für die Überfahrt nach Amerika zu organisieren, nicht auf dem Unglücksschiff «Titanic» war. Aus Dankbarkeit schenkte Measey Lädrach Geld, mit dem dieser das Land für die Kirche und den Friedhof kaufte.
Auch Albert Rösti selber ist eine sehr bekannte Persönlichkeit, schliesslich ist er Nationalrat und war während Jahren Präsident der SVP Schweiz. Auf die Frage, warum er denn Gemeindepräsident sei, antwortet er, dass die Arbeit für die Gemeinde konkrete und unmittelbare Wirkung auf die Menschen habe. So könne er seinen Beitrag für das Gemeinwesen leisten und in direktem Kontakt mit den BürgerInnen Uetendorf weiterbringen.
Der Job des Gemeindepräsidiums ist mit 40% dotiert, was ausreichend sei, die Aufgabe verlange aber sehr viel Flexibilität. Zusammen mit dem Mandat als Nationalrat sei das Amt des Gemeindepräsidenten eine optimale Kombination. Die beiden Ämter böten Herausforderungen auf sehr unterschiedlichen Ebenen, aber gleichzeitig sei dies eine wertvolle Abwechslung. Albert Rösti schätzt die professionelle Verwaltung, jede Leitungsfunktion sei mit Stellvertretung besetzt. Zudem funktioniere der Gemeinderat gut, was die Arbeit angenehm mache. Die direkte Demokratie spiele vorbildlich: entgegen dem Willen des Gemeinderats, das Hallenbad zu schliessen, wird dieses nach dem Entscheid durch die Gemeindeversammlung nun saniert. Die Sprechstunde des Gemeindepräsidenten werde genutzt, um vorwiegend persönliche Anliegen zu besprechen. Er erhalte mehrheitlich positive Rückmeldungen und Dank, das Negative werde auf unpersönlichen Kanälen deponiert.
Albert Rösti definiert Uetendorf mit ca. 6’000 Einwohnenden als mittelgrosses Dorf, überschaubar, mit hoher Lebensqualität auch wegen der Nähe zur Stadt Thun. Das Dorf profitiere vom Zentrumsangebot und das Einvernehmen mit der Stadt sei gut. Ein Vorteil sei die Anbindung mit der Bahn direkt nach Thun und nach Bern. Uetendorf hat auf der Allmend viele KMU’s, die sich auf dem ehemaligen Areal der Selve angesiedelt haben, der tiefe Steuerfuss trägt ebenfalls bei zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort.
Das geplante Hochhaus wird nicht gebaut. Einsprachen in der ersten Runde hätten dazu geführt, dass der Gemeinderat das Projekt frühzeitig zurückgezogen habe. Nun entstehen auf dem Areal zwar gleichviele Wohnungen, aber die Bauten werden zum bestehenden Dorfkern hin abgestuft. Das Bauen ist auch in Uetendorf ein wichtiges Dossier und eine grosse Herausforderung. Die innere Verdichtung und Aufstockung auf drei Geschosse für bestehende Bauten kompensiert den Fakt, dass kein Land mehr für die Einzonung zur Verfügung steht.
Albert Rösti startet jeden Tag neu und handelt nach dem Gemeindeslogan «etwas mehr», womit den UetendorferInnen eine überraschend gute Dienstleistung geboten werden soll. Er befindet sich laut eigener Einschätzung als Gemeindepräsident im Paradies wie faktisch im Zentrum des Landes. Im Silbermoos liegt nämlich der Inkreismittelpunkt oder grenzfernste Punkt der Schweiz.
Albert, herzlichen Dank für den Einblick in deine Gemeindewelt!
Rund um Thun von A-Z
THIERACHERN
Mai 2021 Besuch bei Gemeinderatspräsident Sven Heunert
Sven Heunert hat keinen Lieblingsort, am liebsten ist er nämlich in Bewegung, ganz getreu seinem Pfadinamen «renard agité». Dieser Name sagt auch gleich, dass der Präsident ursprünglich aus der Westschweiz stammt. Bemerkenswert ist, dass die junge Familie Heunert vor 15 Jahren eigentlich nicht nach Thierachern ziehen wollte, weil zu fest am Hang und zu weit weg von der Stadt. Nun ist Sven Heunert hier mit Leib und Seele Gemeinderatspräsident und auch seine Familie ist glücklich im Westamt.
Thierachern besteht aus den fünf Ortsteilen Wahlen, Egg, Dorf, Schwand und Brügg, ein eigentliches Dorfzentrum gibt es nicht. Da ist also einerseits die schöne Vielfalt, andererseits die Herausforderung, dass bei Vorhaben der Gemeinde die Ortsteile sehr unterschiedlich betroffen sind und deshalb Entscheidungen mit grosser Sorgfalt herangeführt werden müssen. Der SP-Gemeinderatspräsident lobt die Sachlichkeit im Gemeinderat, die Parteizugehörigkeit sei nebensächlich. Alle Mitglieder seien daran interessiert, für alle und alles gute Lösungen zu finden.
«Zuhause zwischen Stadt und Land», dieser Slogan beschreibt die Lage von Thierachern treffend: die Nähe und gute Anbindung zur Stadt vereint mit der ländlichen Idylle. Die Lebensqualität sei hoch, was die grosse Bevölkerungszunahme auf 2’500 Einwohner:innen während der letzten Jahre unterstreicht. Dieses Wachstum ist positiv, stellt die Gemeinde gleichzeitig aber auch vor Herausforderungen. So muss beispielsweise die Schulinfrastruktur erweitert werden und bedingt grosse Investitionen. Aktuell ist die Gemeinde gefordert, eine rasche Lösung zu finden, weil sie den Zuschlag für das Areal, wo der Werkhof eingemietet ist, nicht erhielt. Sven Heunert berichtet, dass das Amt als GRP ein Rund-um-die-Uhr-Job sei: laufend kommen Fragen, müssen Entscheide gefällt, Projekte geplant und der Austausch gepflegt werden. Sein Pensum für das politische Amt beträgt rund 40%, etwa 15% davon definiert er gemessen an der Entschädigung als Hobby. Er arbeitet beruflich beim BAFU als Fachexperte für Erdbebensicherheit zu 70%. Die Vereinbarkeit der verschiedenen Rollen gelinge ihm zusammen mit der Familie, verlange aber schon einen sehr grossen Einsatz.
Sven Heunert spricht von der regionalen Zusammenarbeit, die für ihn unabdingbar sei. Nur gemeinsam mit anderen Gemeinden könnten die vielfältigen Aufgaben bewältigt werden. So sei es sehr zwar interessant, aber auch aufwändig, dass für die verschiedenen Aufgaben immer auch unterschiedliche Gremien zuständig seien, beispielsweise für die Feuerwehr, die Oberstufenschule, die Jugendarbeit oder das Regionale Führungsorgan. Den ERT und den WRT bezeichnet der Gemeinderatspräsident als unverzichtbar: Die kleinen Gemeinden spielten in einer anderen Liga als die grosse Stadt Thun mit ihrer professionellen und spezialisierten Verwaltung. Ohne die gute Zusammenarbeit mit Thun und den regionalen Gremien wäre seine Arbeit noch anspruchsvoller.
Wir führen das Gespräch auf einem Spaziergang entlang des idyllischen Glütschbachs. Der Bach ist für Sven Heunert Sinnbild dafür, dass sich die Natur um Grenzen foutiert: Wasser fliesst einfach von einem Ort zum nächsten. Die Grenze ist nicht sichtbar und alle Gemeinden müssten gleichsam Sorge tragen zum Glütschbach, damit das Gewässer sauber und gesund bleibe. Der Gemeinderatspräsident von Thierachern leistet seinen Beitrag dazu mit grosser Begeisterung.
Sven, herzlichen Dank für den Einblick in deine Gemeindewelt!
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AMSOLDINGEN
April 2021 Besuch bei Gemeindepräsident Stefan Gyger
Ich treffe den Gemeindepräsidenten Stefan Gyger an seinem Lieblingsort, der Mehrzweckanlage. Dies sei zwar nicht der schönste Ort in der Gemeinde, aber der Treffpunkt der Dorfbewohner:innen und somit das Herzstück des Dorfs. Hier begegnen sich Jung und Alt, die Vereine sind aktiv, es werden öffentlichen Anlässe durchgeführt und Feste gefeiert und bald soll auch die Schule wieder hier einziehen.
Stefan Gyger ist seit 2013 Gemeindepräsident und lobt die Amsoldinger:innen für den Zusammenhalt und ihr vorbildliches Verhalten während der Corona-Pandemie. Einzig die vielen Spaziergänger:innen hätten zwischenzeitlich die Sperrung der öffentlichen Parkplätze nötig gemacht. Kein Wunder, dass so viele Leute herkommen, denn Amsoldingen liegt am Jakobsweg und ist wirklich einen Besuch wert: Die Lage am Fuss des Stockhorns, der prächtige Rundblick von der Hohlinde, der See, die tausendjährige Kirche, das Schloss, das Naturschutzgebiet Schmittmoos und die Tropfsteinhöhlen im Glütschbachtal sind wunderschön.
Als Gemeindepräsident ist Stefan Gyger direkte Ansprechperson für die ungefähr 800 Einwohner:innen. Die Gemeinde funktioniere gut, sei aber auch immer wieder gefordert. Aktuell gehe es um den Umzug der Schule mit Kindergarten in die Mehrzweckanlage, denn die Sanierung des alten Schulhauses sei nicht mehr vertretbar. Der Bau einer 5G-Antenne auf öffentlichem Grund ist wegen Einsprachen vorläufig blockiert, dafür habe Amsoldingen noch Bauland und könne sich entwickeln. Gyger rechnet daher mit einem leichten Bevölkerungswachstum. Es bestehe auch Bedarf für eine direkte Fussverbindung von Allmendingen zur Steghalten.
Die Beziehung zur Stadt Thun sei gut, Probleme gehe man gemeinsam mit den umliegenden Gemeinden an. Der Gemeindepräsident nimmt mich mit ins Glütschbachtal und zeigt mir, wo der Biber am Werk ist. Schön für die Biodiversität, aber herausfordernd für den Unterhalt von Wald und Strasse, denn es gibt immer wieder Überschwemmungen. Die gesetzlich geschützten Biber leben auf Amsoldingerboden, die Auswirkungen betreffen aber auch Thun auf der anderen Strassenseite. Stefan Gyger erzählt mir von der Idee, hier ein Biber-Paradies zu schaffen. Auch mir gefällt der Gedanke eines Naturschutzgebiets. Es ist also eine gemeindeübergreifende Lösung mit dem Kanton gefragt.
An diesem Beispiel offenbart sich die Vielfältigkeit des Amts als Gemeindepräsident. Die Fäden laufen bei ihm zusammen, er muss auf die Verwaltung und den Gemeinderat zählen können. Zudem sei es hilfreich, in der Region gut vernetzt zu sein. Die Parteizugehörigkeit, in seinem Fall die SVP, spiele dabei eine untergeordnete Rolle. Stefan Gyger arbeitet Vollzeit als Leiter der Hauptagentur Emmental Versicherung in Thun. Sein Pensum für die Gemeinde beträgt zwischen 15 bis 30%, je nach Bedarf auch mehr, selten weniger. Nicht einfach, Beruf, Familie und Politik zu vereinbaren, doch die Ausübung des Amts macht dem Amsoldinger Gemeindepräsidenten ganz offensichtlich Freude.
Stefan, herzlichen Dank für den Einblick in deine Gemeindewelt!
Rund um Thun von A-Z
MAKING-OF
Dezember 2020
Es ist Zeit zum Danke sagen: ein grosses Merci für das virtuelle Mitwandern RUND UM THUN VON A-Z! Eure Reaktionen und Kommentare haben mich riesig gefreut und meinen Horizont erweitert.
Ein grosser Dank geht auch an meine Familie. Der Mann hinter der Kamera hat mich auf jeder Etappe begleitet, die Jungs waren etwas wählerischer. Die gemeinsamen Sonntagsausflüge machten Spass, waren teilweise recht abenteuerlich, boten viele wunderbare Aussichten und Einblicke, weckten unsere Neugier, forderten und förderten die Orientierung, brachten uns manchmal ins Schwitzen, boten aber ebenso Abkühlung und Erholung in der Natur. Auch der Genuss kam nicht zu kurz, sei es beim Bootfahren, Beerensammeln oder Cervelatbräteln.
Es gibt die eine oder andere kleine Geschichte hinter den Kulissen. So liegt unser Feldstecher leider irgendwo im Choleregrabe. Beim Klettern am Bort muss er aus dem Rucksackfach gefallen sein.
Ein nettes Gespräch auf der Gibelegg zeigte uns auf, was das Leben im Grenzgebiet von zwei Gemeinden bedeuten kann. Grenzen sind oft willkürlich und können im Alltag ganz unlogische und komplizierte Auswirkungen haben, zum Bespiel auf den Schulbesuch der Kinder.
Die Grenzüberschreitung im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Strättlighügel hatte glücklicherweise keine unangenehmen Folgen, sondern führte zu einem freundlichen Austausch mit der Grundeigentümerin.
Zu guter Letzt machte ich kürzlich die Entdeckung, dass roter Farbstift nicht nur die Grenze auf meiner Thun-Karte markiert, sondern mein Vater dasselbe vor langer Zeit genau gleich gemacht hat. Er hat «seine» Gemeinde Unterlangenegg mit rotem Farbstift umrandet.
Rund um Thun von A-Z
ETAPPE 11
November: Zwieselberg 2,14 km.
Die letzte Etappe beginnt mit der Suche nach dem Grenzpunkt Thun-Spiez-Zwieselberg. Dafür muss ich zuerst die Kander überqueren und dann hinunter in die Schlucht, um ans Wasser zu kommen. Das geht nicht ohne grösseren Umweg, deshalb bin ich heute mit dem Velo unterwegs.Die Fahrt geht ins Hani und von da über die Brücke hinüber in die Erlematte. Der Gitterrostboden der Hanibrücke, auch «Bschüttistäg» genannt, lässt einen hier direkt 35 m tief hinunter auf die Kander blicken- nichts für Menschen mit Höhenangst. Weiter geht’s bis zur Autobahn und dieser entlang Richtung Thun zurück und hinunter an die Kander.
Ein kleines Stück weiter flussaufwärts von der Autobahnbrücke liegt der Grenzpunkt direkt an der Kander. Hier ist ein wunderschöner Ort: das Wasser ist kristallklar und fliesst ruhig in Richtung Thunersee. Ich verweile mit meinen Begleitern eine Weile in der Schlucht und wir sinnieren über den Kanderdurchstich von 1713, der die Landschaft von hier bis hinunter nach Uttigen nachhaltig verändert hat. Und in den 1870er Jahren die Aarekorrektur sowie vor gut 10 Jahren den Bau des Hochwasserentlastungsstollen in Thun nötig machte. Wasser besitzt eine unbändige Kraft, es ist eine Urgewalt.
Die Felswand, das Chanderbort, türmt sich hoch auf. Es ist unmöglich, hier der Grenze zu folgen. Also gehen wir zurück bis zur Schlyffi, die sich kurz vor der Autobahnbrücke befindet und auf deren Rückseite der Glütschbach fliesst. Hier geht es links weg von der Hauptstrasse und der Autobahn entlang. Auf der anderen Seite steht hoch oben die Strättligburg. Trotzdem ist es nicht sehr romantisch, dafür ist der Lärmpegel zu hoch. Die Grenze führt durch den Wald und kommt dem Glütschbach immer wieder nahe oder kreuzt ihn an einer Stelle für ein kurzes Stück. Weiter geht es bis zur Alten Schlyffi. Der Glütschbach fliesst beinahe durch das Haus hindurch. Die Kander trieb hier bis zu ihrer Verlegung die Räder zum Messerschleifen an. Das Gebäude verlor dann seinen Zweck im Zuge der Kanderkorrektur. Das letzte Stück meiner Thun-Umrundung führt durch das Glütschbachtal. Der Wald heisst Chandergrund und Obere Chandergrienwald, auf der anderen Seite der Autobahn ist die Cheibenau. Romantisch tönt das nicht, aber hier am Glütschbach ist es sehr idyllisch.
Und dann der Schlusspunkt, der Grenzstein steht immer noch da. Anders als beim Start im Januar liegt ein abgeknickter Baum auf dem Stein, das Moos ist vom Grenzstein bereits auf den Baumstamm hochgewachsen. RUND UM THUN VON A-Z. Ich bin begeistert von meiner Tour de Thun und habe eine gute Vorstellung über die wahre Grösse und Vielfalt meiner Stadt gewonnen.
Rund um Thun von A-Z
ETAPPE 10
Oktober: Spiez 2,12 km.
Der Ausgangspunkt für die Spiezer-Etappe liegt im Gwatt, genauer gesagt am Ende eines feinen Arms des Thunersees der bis in den Seewinkel hineinragt. Hier befindet sich die Aussichtsplattform auf das Naturschutzgebiet Gwattlischenmoos. Die Naturwissenschaftliche Gesellschaft Thun informiert mit einer Tafel über das Flachmoor von nationaler Bedeutung. Den Blick ins Innere des Schutzgebietes verschiebe ich auf einen anderen Besuch und bewundere vom Steg aus die aussergewöhnliche Landschaft die sich zum See hin ausbreitet.Der Wanderweg führt Richtung Strättlighügel. Die Grenze verläuft mitten durch ein Grundstück, bevor ich die Hauptstrasse überquere. Auf dem Trottoir finden sich hier mehrere Grenzpunkte. Auf der anderen Seite lese ich Informationen zu Strättligen, einer ehemals eigenständigen Gemeinde. Seit genau 100 Jahren gehört Strättligen nun zur Stadt Thun- herzliche Gratulation zum Jubiläum!Ein Wegweiser verwirrt mich etwas: der Gwattstutz als Weg zum Rosenweg. Wie ist das genau? Thun hat einen Rosenweg in der Lauenen, deshalb muss der Rosenweg hier wohl zu Spiez gehören.Der Alte Gwattstutz führt unter der Bahnlinie durch und steigt dann als Grenzweg gemächlich und stetig an. Rechts der Strasse leben Thuner*innen, links Spiezer*innen. Es bietet sich eine schöne Aussicht auf den Thunersee hinunter und zur Strättligburg hinauf, die Berge sind grösstenteils von Wolkenfetzen verdeckt. Weiter geht’s via Strättlighügel auf den Rosenweg, an dessen Ende ich ein paar Schritte durch einen Garten machen muss, um dem Grenzverlauf folgen zu können. Hier geht es dem Waldrand der Grabematte nach, immer noch aufwärts, vorbei an einer Weide mit Rindern. Auf der Karte sehe ich, dass ich die Grenze jetzt verlassen muss, weil ich sonst über die steilen Felsen der Räckholtere abstürzen würde. Ein kleiner Umweg dem Strässli entlang und durch den Wald führt in eine Sackgasse: auch hier kann ich nicht auf der Grenze gehen, sonst falle ich direkt auf die Hauptstrasse runter. Also zurück und der Hauptstrasse entlang bis zu dem Punkt, wo die Grenze geradewegs übers Chanderbort ins Wasser hinunterführt. Beim Blick in die Tiefe wird mir etwas mulmig. Das Ende dieser Etappe liegt unten in der Kander, ich werde den Grenzpunkt noch suchen. Ich geniesse auf dieser kurzen Wanderung die wunderschönen Herbstfarben der Bäume und das goldene Licht- welch krasser Gegensatz zur anrollenden zweiten Corona-Welle!
Rund um Thun von A-Z
ETAPPE 9
September: SEE (Staat) 3.57 km.
Ich stehe am Ufer des Quais nach Hünibach gegenüber der südöstlichen Ecke des Schadauparks. Genau in der Mitte dieser Achse befindet sich der Grenzpunkt von Thun zum See. Der Thunersee als sechstgrösster See der Schweiz ist im Besitz des Kantons Bern. Also, wie komme ich vom Land ins Wasser? Für diese Etappe wähle ich einen bequemen Weg, nämlich den übers Wasser und so liess sich auch mein Sohn Lukas nicht zwei Mal bitten für die Begleitung.
Monika Meier, eine passionierte Seglerin und seit Jahren Junior*innenverantwortliche im TYC, nimmt mich mit im Boot. So ergibt sich eine ganz andere Sicht auf die Grenze. Normalerweise bewundere ich die Aussicht vom Land übers Wasser zu den Bergen, heute betrachte ich Thun für einmal vom See aus. Sozusagen ein Blick zurück. Und ein Blick ins Bilderbuch-Thun.
Bereits kurz nach dem Start kommt das Schloss Schadau ins Bild. Nicht nur von aussen, sondern auch von innen betrachtet ein wahres Bijou. In der Parkanlage befindet sich das Thun-Panorama mit dem Rundbild von Marquard Wocher und am Aarebecken liegt die Kirche Scherzligen. Vom Schadaupark aus eröffnet sich die atemberaubende Aussicht auf die Berner Alpen. Am anderen Ende des Parks befindet sich mein Lieblingsbadeplatz.
Dem Ufer entlang reihen sich nun die Schiffswerft, der Lachenkanal mit dem Hafen, das im neuen Glanz erstrahlende Strandbad, dann das Grunderinseli. In diesem Jahr ist aussergewöhnlich, dass die grosse Tribüne der Thunerseespiele fehlt, natürlich wegen Corona. Auf den Sport- und Freizeitanlagen im Lachen ist hingegen Betrieb, ebenso im Yachtclub, wo an diesem Wochenende die Optimist Swiss Championship stattfindet.
Und immer wieder bewundere ich die Panoramasicht vom Boot aus: hoch zu den Bergen vom Stockhorn bis zum Niederhorn, über den glitzernden tiefblauen See, an die rechte Thunerseeseite mit den bewaldeten und bis weit hinauf bebauten Hängen sowie den Schlössern Hünegg und Oberhofen. Auf dem Wasser sind Segelboote, ein Kursschiff, SUP’s, Kanus und Motorboote unterwegs. Viele Menschen geniessen die Freizeitmöglichkeiten auf dem Thunersee bei schönstem Wetter. Ich kühle mich darum gerne ab mit einem Schwumm weit draussen im See.
Spazieren ist ebenfalls ein Genuss dank des malerischen Uferwegs, dessen Stege teilweise über das Wasser gebaut sind. Nun folgen Häuser und bald der Campingplatz an schönster Lage, wo Ferienmachen gewiss eine Freude ist. Der neu gestaltete Spielplatz und die vielen Brätlistellen am Ufer laden ebenfalls zum Verweilen ein.
Hier beginnt der Bonstettenpark, ein wichtiges Naherholungsgebiet am See. Die Campagne Bellerive liegt inmitten eines grosszügigen und wunderbaren Parks, der sorgfältig erneuert wurde und prächtige Blicke eröffnet, aber auch zu ausgedehnten Spaziergängen einlädt. Im ehemaligen Herrschaftshaus befindet sich heute die Musikschule. Die Anlage ist eine weitere kulturhistorische Sehenswürdigkeit von Thun, der Besuch ein absolutes Muss- auch wegen der «Baronin im Tresor». In diesem Buch erzählt Franziska Streun die Geschichte der letzten Besitzerin des Bonstettenguts, bevor dieses in den Besitz der Stadt Thun und des Kantons Bern gelangte.
So, nun ist fertig mit der Bootsfahrt, denn hier beginnt am Zaun das Naturschutzgebiet Gwattlischenmoos. Die Grenze zum Kanton Bern endet ebenfalls, nächstes Mal geht es weiter an Land. Das war eine sehr spezielle und unvergessliche Etappe, ich nenne sie «Thun im Ferienprospekt».
Rund um Thun von A-Z
ETAPPE 8
August: HILTERFINGEN 1.05 km
Ich stehe am Start mitten im Bachbett des Hünibachs in der Cholereschlucht. Im Gegensatz zur letzten Etappe ist dies ein Sonntagsspaziergang, entsprechend ist meine Ausrüstung. Heute habe ich eine Begleiterin aus der Nachbargemeinde Hilterfingen: Yvonne Christen Townsend. Wir treffen uns am Grenzpunkt unter der Hundschüpfeflue und spazieren durch den romantischen unteren Teil der Cholereschlucht entlang des Wanderwegs. Yvonne kennt sich bestens aus, sie ist in Hünibach aufgewachsen und lebt mit ihrer Familie immer noch hier. Auf dieser Wanderung erfahre ich deshalb viel Interessantes und Erstaunliches über das Grenzgebiet Thun-Hilterfingen.
Als wir aus dem Wald herauskommen, eröffnet sich der Blick Richtung Stockhorn und Niesen. Noch immer ist es hier sehr ländlich und die nächsten Häuser haben keine Strassenzufahrt. Dafür ist es angenehm ruhig, auch für die Schafe auf der Weide. Wir besuchen das wunderhübsche Labyrinth am Bach, das Bewohner*innen der Cholere geschaffen haben. Es geht weiter bergab ins Quartier wo wir die Brücke überqueren. Beim Kreisel nehmen wir die Rufelistrasse, die das Thuner Quartier Ried/ Rufeli und das Hilterfinger Quartier Chartreuse trennt und ganz offensichtlich ein Schulweg ist.
Yvonne erzählt von der Herausforderung der Schulzuteilung zwischen den beiden Gemeinden und dass dieses Thema die Gemüter immer wieder erhitzt. Verständlich, weil die Gemeindegrenze scheinbar willkürlich ein Dorf trennt. Wir sind in Hünibach unterwegs, das je zur Hälfte auf Thuner und Hilterfinger Boden liegt, aber eine eigene Postleitzahl hat. Linkerhand ist der Wald, für den ich verschiedene Namen gefunden habe: Einheimische sagen «Chartreuse-Wäldli», er heisst aber auch «Bächihölzli».
Im Schatten wandern wir hinunter zur Hauptstrasse wo mich Yvonne auf eine Besonderheit aufmerksam macht: der Velostreifen hört exakt auf der Gemeindegrenze zu Hilterfingen auf- ein Rätsel, das zu Gunsten der Velofahrer*innen unbedingt gelöst werden sollte. Der Benatzky-Weg, benannt nach dem berühmten Komponisten der hier einige Zeit lebte, führt hinunter zum See wo die Grenze mitten im Aarebecken endet. Überwältigend ist der Blick hinüber zur Schadau, über den See und hoch zu den Alpen. Viele Menschen sind unterwegs auf dem Quai oder richten sich einen Badeplatz ein. Kein Wunder, denn hier ist Thun so schön wie im Bilderbuch.
Danke Yvonne für den schönen Spaziergang entlang unserer gemeinsamen Grenze!
Rund um Thun von A-Z
ETAPPE 7
Juli: HEILIGENSCHWENDI 4.05 km
Start ist in Goldiwil oberhalb der Multenegg beim Grenzstein. Von hier hat man schöne Aussichten in Richtung Nord-Ost und Süd-West an diesem wunderbaren Sonntag. Es geht abwärts durch die Weiden vom Trummerli, vorbei an Brunnenstuben, einem Feld voller Zittergras bis zum Pumpwerk des Sanatoriums. Gleich dahinter muss ich mich bücken für den Einstieg durchs Gehölz in den Choleregrabe. Das ist das Tor zu einer urtümlichen und zauberhaften Welt. Der Bach, der die Grenze macht, heisst Hünibach und wird auf seinem Weg in den Thunersee von vielen kleinen Bächen mit lustigen Namen wie Holländergräbli, Schoubhusgräbli oder Hundschüpfegräbli gespeist. Der Grenzweg ist anspruchsvoll und ich komme nur langsam vorwärts, muss ich mir den Weg durch und neben dem Bachbett doch selber suchen. Ich bin froh um meine Begleiter und um meine wasserdichten Wanderschuhe.
Mit Moos bewachsene Baumstämme, Wasserfälle, der frische Duft des Waldes und durchbrechende Sonnenstrahlen machen diese Wanderung zu einem sehr besonderen Erlebnis. Irgendwann nach derBrücke, die vom Eichgut in die Grabemüli führt, werden die Hänge immer steiler und die Nagelfluh immer glitschiger, so dass es mir zu gefährlich wird und ich die Grenze verlassen muss Richtung Unders Eichguet. Es geht zuerst dem Wanderweg durch den Rainwald und dann ein Stück der Strasse entlang bis zum Einstieg in die Cholereschlucht, wo man einen kurzen Blick auf den See erhaschen kann. Auf diesem Wegstück verpflege ich mich mit herrlich mundenden Himbeeren. Im oberen Teil der Schlucht ist es unmöglich, der Grenze zu folgen, weil der Hünibach hier wild und ungezähmt in die Tiefe stürzt, ein faszinierendes und tosendes Schauspiel. Die Nagelfluhwände des Lätzebergs auf der Thuner- und der Hundschüpfeflue auf der Heiligenschwendi-Seite ragen imposant in den Himmel hoch. Kein Wunder, dass der Weg durch die Schlucht immer wieder befestigt werden muss. Leider konnte ich den Grenzstein, der diese abenteuerliche Etappe beendet, im Bach nicht finden.
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ETAPPE 6
Juni: HOMBERG 1,86 km
Start im Dreiholz. Von hier geht es steil aufwärts. Ein Blick zurück Richtung Bern lohnt sich. Rechterhand zu Goldiwil hin stehen ein paar prächtige, sehr alte Bäume. Oben am Hang ist linkerhand die Bergstation des Skilifts Homberg- fast wäre Thun auch noch ein Skigebiet. Hier geniesse ich die schöne Aussicht über die Kirche Buchen hinweg in meine alte Heimat, das Dorf Schwarzenegg. Nun führt die Grenze dem Waldrand entlang bis zum Grenzstein und dann scharf rechts hinein in den Waldund schnurgerade hoch auf die Winteregg. Der Wanderweg führt durch den lauschigen Wald mit Ausblicken auf Weiden links und auf die Berge rechts. Aus dem Wald gehts hinaus auf eine Alpweide und über den Rain hoch zur Egg. Hier mahnt nichts mehr an Stadt, vielmehr gibt es hier Mutterkuhhaltung, die Ortsbezeichnung lautet Chäsbode. Die Egg ist der höchste Punkt von Thun: 1172m ü.M. Der Panoramaausblick ist wunderbar in alle Richtungen. Auf der Egg gibt es dank der Schule Goldiwil viel Interessantes zu lesen: die Wegweiser zeigen Richtung und Distanz zu Städten auf der ganzen Welt. Eine Pause auf dem Bänkli tut gut. Die Gipfelvon Stockhorn, Niesen und der Berner Alpen sind in Wolken gehüllt. In schöne Wolken, die einen schönen Himmel zeichnen. Nun folgt noch der sanfte Abstieg Richtung Multenegg, wo die Grenze kurz vor der Busstation endet. Eine kurze aber wunderbare Wanderung.
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ETAPPE 5
Mai: STEFFISBURG (INKL. SCHWENDIBACH) 6,34 km
Start der längsten Etappe meiner Wanderung an einem wunderbaren Frühlingstag ist im Kaliforni und führt der schönen grünen Aare entlang ins Schwäbis. Nach dem Thuner Flusskraftwerk und Blick ins Selve-Quartier heisst es bei Spielplatz, Voliere und Aarebad links abbiegen, hinter der STI durch ins Quartier hinein. Von Westen her gibt es interessante Blicke auf das Schloss. Der Grenzstein ist leicht zu finden und weist den Weg zum steilen Aufstieg via Lauenen auf den Gallishubel. Unterwegs eröffnen sich wunderbare Ausblicke hinunter auf die Stadt. Nun führt der Weg in den Wald hinein, wo sich der Wanderweg zum ersten Mal mit dem Biketrail kreuzt. Entlang dem neu eröffneten Vergnügen für Mutige auf dem Zweirad steigt der Weg hinauf durchs Siechewäldli. Der Trail wird schon rege benützt, ich staune über die halsbrecherischen Fahrten der Biker*innen- eine tolle Sache! Hier oben ist die Grenze jetzt in kurzen Abständen markiert und es wäre ein leichtes, im Sturzflug über den Heimbüel in Steffisburg zu landen. Von 889 m Höhe geht es nun steil abwärts zum Bösbach, wo sich bis Ende letztes Jahr die Grenzen von Steffisburg und Schwendibach getroffen haben. Habe ich wegen der Fusion dieser beiden Gemeinden den Grenzstein nicht finden können? Gleich geht es wieder steil aufwärts durch den Wald, dann dem Waldrand entlang ins Choli. Der Blick ins Geissental mit dem Niesen im Hintergrund hat nicht mehr viel mit Stadt zu tun: es ist absolut ruhig, ein schöner Flecken mitten in der Natur. Urbanität ist das Gegenteil dieses Orts und führt mir die grosse Vielfalt von Thun vor Augen. Weiter oben haben die Kühe auf der Weide von Val Piora eine grandiose Aussicht. Nun gehts auf die Egg, wo sich die Sicht auf Goldiwil und die Alpen eröffnet. Von da führt der Weg wieder etwas abseits der Grenze unter der Gibelegg weiter zum Schiessstand. Interessantes Detail: hier wird von einer Gemeinde auf die andere geschossen. 😉 Viel schöner finde ich die Aussicht nach Osten aufs Zulgtal. Noch einmal geht es nidsi und obsi, bevor ich im Dreiholz ankomme wo die Grenze zu Steffisburg endet. Der Grenzstein liegt in einer Baumgruppe versteckt. Hier bietet sich eine prächtige Weitsicht über die nahen Hügelzüge und das Aaretal bis in den Jura als Belohnung für die ziemlich sportlichen 614 Höhenmeter.
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ETAPPE 4
April: HEIMBERG 0,1 km. Im Fall KEIN SCHERZ!!!
Start beim Grenzstein an der schönen grünen Aare, immer noch umgeben vom Chandergrienwald. Die Grenze zu Heimberg entspricht gerade mal einem 100m-Lauf. Ich probiere es im Sprint, erziele aber leider keine neue Bestzeit- wegen der Tasche am Rücken? Hier kann ich nicht direkt auf der Grenze zu Heimberg wandern, weil sie mitten in der Aare verläuft und nehme stattdessen den Uferweg. Aufwärts schwimmen wäre für mich das noch grössere Übel als der 100m-Lauf… obwohl, das Wasser ist laut Bade Äpp 14,8°C, in einem Monat geht der Strämu auf- vielleicht, im herbeigesehnten besten Fall. Ich setze mich auf ein Bänkli um dem Frühling zu lauschen. Die frische Luft wie auch die spriessenden Blätter und Blüten sind eine Wohltat in Zeiten des Corona-Virus! Es geht vorbei an einem Denkmal für die Aare-Korrektur vor 150 Jahren. Die Flussbegradigung betrachten wir heutzutage sicher mit anderen Augen als damals. Vom Aaresteg gibts einen Blick flussabwärts und ich merke, dass mir die Aare viel bedeutet. Im Kaliforni endet die kürzeste aller Gemeindegrenzen von Thun.
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ETAPPE 3
März: UETENDORF 2,02 km. Start beim Grenzstein im Lerchenfeld unweit vom Zollhaus, das während Jahrhunderten das einzige Gebäude im Lerchenfeld gewesen sei und dessen Ursprung auf 1552 datiert ist. Hinein ins Quartier, entlang der Lärmschutzwand und der Autobahn durch den Chandergrienwald. Scharf abbiegen beim schrägstehenden Grenzstein und quer durch den Wald auf den Forstweg. Von diesem gibts eine schöne Aussicht auf die Alpen. Dann gehts links, einmal den Schlachthof und die Tierkörpersammelstelle umrunden, vorbei am Waldrandbeizli und via Unterführung auf die andere Seite der Bahnlinie; die Züge von SBB und BLS fahren in dichtem Takt. Und jetzt wäre die Gelegenheit für ein Fitnessprogramm auf dem VitaParcours, leider grad keine Zeit. Nun gehts nur noch ein kurzes Stück bis ans Ufer der Aare, wo diese Etappe und damit die Grenze zu Uetendorf endet. Am Wandersonntag, dem 8. März, habe ich die vielen schönen Frühlingsblumen bestaunt. Auch auf der 3. Etappe ist der Winter so weit weg wie noch nie! Und das Coronavirus so nah wie nie.
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ETAPPE 2
Februar: THIERACHERN 3,29 km. Start beim Grenzstein an der Allmendingenstrasse quer durch den Auwald, wo eine Hydrometrie-Messstation des Kantons Bern steht. Über die wohl breiteste Strasse in Thun, die Panzerpiste, schnurgerade weiter über die Thuner Allmend. Erstaunlich: die Grenze zu Thierachern verläuft vorwiegend durch militärisches (Sperr)Gebiet- Stacheldraht, Verbots- und Warnschilder sowie Barrieren trennen Zivil und Militär. Dafür gibt es wunderschöne Aussichten auf die Berge, nah auf Stockhorn und Niesen, weiter auf die Berner Alpen.
Auch auf der zweiten Etappe am Sonntagmorgen des 9. Februars 2020 nur eine winzige Spur von Winter: Raureif am Waldboden. Frühlingshafte Temperaturen bei der Ankunft im Lerchenfeld, die ersten Zytröseli (Huflattich) blühen.
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ETAPPE 1
Januar: AMSOLDINGEN 2,7 km. Los gehts vom Grenzstein entlang dem romantischen Glütschbach, vorbei an der markanten Schiessanlage Guntelsey. Weiter zum bemerkenswerten Tropfsteingebilde unter kantonalem Schutz, der sogenannten Rindfleischhöhle mit dem schönen Brätliplatz ennet der Grenze auf Amsoldinger Boden. Durch den momentan kahlen und ziemlich stillen Wald, ein Stück entlang der Strasse, Ende unten an der Steghalten mit Blick hoch zum Stockhorn. Begegnet sind uns unterwegs 3 Rehe, ein Hase, Stockenten, diverse Vögel und einige Menschen zu Fuss, auf dem Velo oder zu Pferd.