Kultur schafft Stärke und Toleranz

Kennen Sie diesen fast magischen Moment, wenn am Ende eines Konzerts Applaus den Raum erfüllt, sich Publikum und Musiker:innen vereint fühlen und alle Anwesenden für einen kurzen Moment den Alltag vergessen?

Ähnlich verbindend ist der Augenblick, wenn ich neben einem mir unbekannten Menschen vor einem Gemälde stehe. Still gebe ich mich meinen Gedanken hin, ahnend, dass das Kunstwerk auch die Person neben mir berührt. Wer Kultur schafft, unabhängig von ihrer Ausrichtung, schafft gleichzeitig eine Verbindung zwischen den Menschen, kurze Momente der gemeinsamen Freude und Raum für den Austausch.

Kultur bedarf einer Bühne, um die Menschen zu erreichen, denn während Kultur keineswegs nur in den urbanen Zentren geschaffen wird, bieten Städte oft die notwenige Infrastruktur, die als Brücke zwischen Kulturschaffenden und Publikum dient. Indem im Oktober an der Thuner Kulturnacht die Innenstadt zur Bühne der Kulturschaffenden aus der gesamten Region Thun wurde, zog sie ein Publikum von weit her an. Ich pries in meinem Programmvorwort diese verbindende Kraft der Kultur. Kultur wird zwar unbestritten konsumiert, doch darüber hinaus hebt die gemeinsame Begeisterung jene Grenzen auf, die im Alltag zwischen den Menschen bestehen.

Buchstäblich eine Bühne – manchmal gar der erste Bühnenauftritt – bietet Café Bar Mokka, dessen Strahlkraft und guter Ruf weit über die städtischen und regionalen Grenzen hinaus wahrgenommen werden. Nicht umsonst erhielt diese wertvolle Institution im August den Kulturpreis der Burgergemeinde Bern für ihren Beitrag «zur kulturellen Vielfalt im Kanton Bern». Die Bühne fungiert als Sprungbrett über die regionalen Grenzen hinaus. 

Doch es muss nicht immer das urbane Zentrum sein. Die Kulturlandbühne zeigte in diesem Sommer eindrücklich, dass manche Kulturprojekte alles andere als eine urbane Bühne benötigen. Unzählige freiwillige Helfende machten es möglich, dass 8500 Menschen die Vorstellungen in Schwarzenegg besuchen konnten. Die Förderung von Kulturprojekten in der Region durch die Stadt Thun ist eine wichtige Aufgabe, denn auch hier verbinden Projekte Menschen – Besuchende, Helfende, Kulturschaffende. Aus dieser Verbindung entstehen Stärke und Toleranz. Davon bin ich persönlich überzeugt und dafür setze ich mich ein.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen fulminanten Rutsch und alles Gute im neuen Jahr. Ich freue mich auf kulturelle Projekte in der Stadt und der Region – gemeinsam mit Ihnen will ich offen und neugierig bleiben!