Kultur schafft Stärke und Toleranz

Kultur schafft Stärke und Toleranz.
Kennen Sie diesen fast magischen Moment, wenn am Ende eines Konzerts Applaus den Raum erfüllt, sich Publikum und Musiker:innen vereint fühlen und alle Anwesenden für einen kurzen Moment den Alltag vergessen?

Ähnlich verbindend ist der Augenblick, wenn ich neben einem mir unbekannten Menschen vor einem Gemälde stehe. Still gebe ich mich meinen Gedanken hin, ahnend, dass das Kunstwerk auch die Person neben mir berührt. Wer Kultur schafft, unabhängig von ihrer Ausrichtung, schafft gleichzeitig eine Verbindung zwischen den Menschen, kurze Momente der gemeinsamen Freude und Raum für den Austausch.

Kultur bedarf einer Bühne, um die Menschen zu erreichen, denn während Kultur keineswegs nur in den urbanen Zentren geschaffen wird, bieten Städte oft die notwenige Infrastruktur, die als Brücke zwischen Kulturschaffenden und Publikum dient. Indem im Oktober an der Thuner Kulturnacht die Innenstadt zur Bühne der Kulturschaffenden aus der gesamten Region Thun wurde, zog sie ein Publikum von weit her an. Ich pries in meinem Programmvorwort diese verbindende Kraft der Kultur. Kultur wird zwar unbestritten konsumiert, doch darüber hinaus hebt die gemeinsame Begeisterung jene Grenzen auf, die im Alltag zwischen den Menschen bestehen.

Buchstäblich eine Bühne – manchmal gar der erste Bühnenauftritt – bietet Café Bar Mokka, dessen Strahlkraft und guter Ruf weit über die städtischen und regionalen Grenzen hinaus wahrgenommen werden. Nicht umsonst erhielt diese wertvolle Institution im August den Kulturpreis der Burgergemeinde Bern für ihren Beitrag «zur kulturellen Vielfalt im Kanton Bern». Die Bühne fungiert als Sprungbrett über die regionalen Grenzen hinaus. 

Doch es muss nicht immer das urbane Zentrum sein. Die Kulturlandbühne zeigte in diesem Sommer eindrücklich, dass manche Kulturprojekte alles andere als eine urbane Bühne benötigen. Unzählige freiwillige Helfende machten es möglich, dass 8500 Menschen die Vorstellungen in Schwarzenegg besuchen konnten. Die Förderung von Kulturprojekten in der Region durch die Stadt Thun ist eine wichtige Aufgabe, denn auch hier verbinden Projekte Menschen – Besuchende, Helfende, Kulturschaffende. Aus dieser Verbindung entstehen Stärke und Toleranz. Davon bin ich persönlich überzeugt und dafür setze ich mich ein.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen fulminanten Rutsch und alles Gute im neuen Jahr. Ich freue mich auf kulturelle Projekte in der Stadt und der Region – gemeinsam mit Ihnen will ich offen und neugierig bleiben!

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Eine linke Vertretung aus dem Berner Oberland – meine Wahlempfehlung

Am 18. Juni stimmen wir über die kantonale Elternzeit-Initiative ab. Ich engagierte mich bereits für die Unterschriftensammlung, weshalb meine Haltung klar ist: Ich schreibe ein überzeugtes JA auf den Stimmzettel.

Als meine beiden Söhne geboren wurden, blieb ich auch als Mutter berufstätig, denn es war mir wichtig, dass mich meine Söhne nicht nur als ihre Betreuungsperson wahrnahmen, sondern auch als Menschen, der ausserhalb der Familie Verantwortung übernahm. Zudem erlebten und erleben meine Söhne, dass Familienarbeit auch vom Vater erledigt wird.
Das sind zwei wichtige Gründe, die aus meiner Sicht für die kantonale Elternzeitinitiative sprechen. Mit der heutigen Regelung wird ein altes Rollenverständnis zementiert, denn Erwerbs- und Familienarbeit stellen zwei Aufgaben dar, die einen hohen bis sehr hohen Einsatz verlangen. Gewährt das Gesetz dem Vater bei der Geburt eines Kindes 2 Wochen, der Mutter 14 Wochen Urlaub, führt das verstärkt dazu, dass nach altbekanntem Muster verfahren wird. Nach der Geburt des ersten Kindes arbeitet der Vater 80-100% weiter, die Mutter kümmert sich in der Regel zu einem grossen Teil um die Familienarbeit. Somit wachsen Kinder mit diesem Rollenverständnis auf: Die Mutter kümmert sich um die Familie, der Vater ums Geld. Und daraus manifestiert sich die Überzeugung: Mütter können Familienarbeit besser. Was natürlich rational betrachtet völliger Unsinn ist! Was Mütter können, können Väter mindestens genauso gut.

Hier setzt die Elternzeit-Initiative an. Indem wir den ELTERN mehr Zeit für ihr Kind geben, erleichtern wir den MÜTTERN die Rückkehr ins Berufsleben. Wer nach 14 Wochen Mutterschaftsurlaub ins Berufsleben zurückkehren will oder muss, der weiss, wie belastend das psychisch und physisch ist. 14 Wochen genügen nicht, damit sich der Körper von den Strapazen der Schwangerschaft und Geburt erholen kann. Die ersten Monate nach einer Geburt lassen jeglichen Alltagsrhythmus vermissen und beschäftigten die Eltern beziehungsweise den betreuenden Elternteil rund um die Uhr. Und mit der heutigen Regelung ist dies meistens die Mutter. Aus diesem «Chaos» heraus nach 14 Wochen in den durchgetakteten Berufsalltag zurückzukehren, bedeutet eine grosse Belastung. Deshalb reduzieren viele Frauen ihr Pensum, geben irgendwann auf oder wagen es überhaupt nicht, was wiederum zu tieferen Renten führt.

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JA zur Elternzeit

Am 18. Juni stimmen wir über die kantonale Elternzeit-Initiative ab. Ich engagierte mich bereits für die Unterschriftensammlung, weshalb meine Haltung klar ist: Ich schreibe ein überzeugtes JA auf den Stimmzettel.

Als meine beiden Söhne geboren wurden, blieb ich auch als Mutter berufstätig, denn es war mir wichtig, dass mich meine Söhne nicht nur als ihre Betreuungsperson wahrnahmen, sondern auch als Menschen, der ausserhalb der Familie Verantwortung übernahm. Zudem erlebten und erleben meine Söhne, dass Familienarbeit auch vom Vater erledigt wird.
Das sind zwei wichtige Gründe, die aus meiner Sicht für die kantonale Elternzeitinitiative sprechen. Mit der heutigen Regelung wird ein altes Rollenverständnis zementiert, denn Erwerbs- und Familienarbeit stellen zwei Aufgaben dar, die einen hohen bis sehr hohen Einsatz verlangen. Gewährt das Gesetz dem Vater bei der Geburt eines Kindes 2 Wochen, der Mutter 14 Wochen Urlaub, führt das verstärkt dazu, dass nach altbekanntem Muster verfahren wird. Nach der Geburt des ersten Kindes arbeitet der Vater 80-100% weiter, die Mutter kümmert sich in der Regel zu einem grossen Teil um die Familienarbeit. Somit wachsen Kinder mit diesem Rollenverständnis auf: Die Mutter kümmert sich um die Familie, der Vater ums Geld. Und daraus manifestiert sich die Überzeugung: Mütter können Familienarbeit besser. Was natürlich rational betrachtet völliger Unsinn ist! Was Mütter können, können Väter mindestens genauso gut.

Hier setzt die Elternzeit-Initiative an. Indem wir den ELTERN mehr Zeit für ihr Kind geben, erleichtern wir den MÜTTERN die Rückkehr ins Berufsleben. Wer nach 14 Wochen Mutterschaftsurlaub ins Berufsleben zurückkehren will oder muss, der weiss, wie belastend das psychisch und physisch ist. 14 Wochen genügen nicht, damit sich der Körper von den Strapazen der Schwangerschaft und Geburt erholen kann. Die ersten Monate nach einer Geburt lassen jeglichen Alltagsrhythmus vermissen und beschäftigten die Eltern beziehungsweise den betreuenden Elternteil rund um die Uhr. Und mit der heutigen Regelung ist dies meistens die Mutter. Aus diesem «Chaos» heraus nach 14 Wochen in den durchgetakteten Berufsalltag zurückzukehren, bedeutet eine grosse Belastung. Deshalb reduzieren viele Frauen ihr Pensum, geben irgendwann auf oder wagen es überhaupt nicht, was wiederum zu tieferen Renten führt.

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Mein Nein zur Abschaffung der Stempelsteuer

Am 13. Februar stimmen wir über die Stempelsteuer ab, genauer gesagt über die Emissionsabgabe als eine von drei Stempelabgaben. Doch was ist das überhaupt? Die Emissionsabgabe fällt an, wenn eine Firma gegründet oder vergrössert werden soll, indem dieses Unternehmen z.B. Aktien oder Genossenschaftsanteile ausgibt. Sie beträgt 1%. Und sie fällt nur an, sofern die Firma bereits über mehr als 1 Mio Franken Eigenkapital verfügt. Stempelabgaben entsprechen im Finanzbereich der Mehrwertsteuer, die wir für unseren Konsum bezahlen.

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Rund um Thun von A-Z

STEFFISBURG/
August 2021 Besuch bei Gemeindepräsident Jürg Marti. Ich treffe bereits vor dem Gemeindehaus auf Jürg Marti, als ich die Gemüsehochbeete der Verwaltung bewundere. Er nimmt mich gleich mit an seinen Lieblingsort. Wir fahren mit dem gemeindeeigenen Elektroauto- Steffisburg ist seit 2014 Energiestadt- auf den Hartlisberg. Hier oben bietet sich eine prächtige Aussicht über das Dorf hinweg zum Thunersee bis zu den Berner Alpen. Der Gemeindepräsident kommt hierher, um in die Weite zu schauen und den Ausblick zu geniessen. Ob der See das einzige sei, was seinem Dorf fehle? So ein See sei halt ruhiger und einladender als die Zulg, denn dieser Fluss teile das Dorf, im Sommer aber biete sie viel Erholungsraum und sei eine Lebensader. Wir sprechen über die Wasserversorgung. Jürg Marti sagt, dass dieses wichtige Allgemeingut sorgfältig bewirtschaftet werden müsse und dafür die regionale Zusammenarbeit unabdingbar sei. Die Unabhängigkeit müsse gewährleistet bleiben. Hier am Hartlisberg hat es einige Quellen und Reservoirs für die Wasserversorgung des Dorfs.Aus aktuellem Anlass diskutieren wir auch ausgiebig über Bildungspolitik. Steffisburg hat im Gegensatz zu Thun im Bildungsreglement festgehalten, dass je nach Klassengrösse die SpezSek zusammen mit der Sek unterrichtet werden kann. Flexible Modelle lassen vielfältige Lösungen zu, das wurde hier bereits erfolgreich getestet.
Ein grosses Projekt ist die Ortsplanungsrevision, worin das Baureglement für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde festgelegt wird. Die OPR bedeutet, im Gesamtinteresse der Gemeinde Lösungen für die Gesamtbevölkerung zu finden. Die Revision ist ein langwieriger Prozess, der viel Fingerspitzengefühl erfordert. Jürg Marti versuchte, alle Beteiligten abzuholen mit verschiedenen Informationsanlässen und Mitwirkungsmöglichkeiten. Für die OPR ist jetzt eigentlich alles aufgegleist, aber die Volksabstimmung wird erst nächstes Jahr stattfinden.Wie es um das Verhältnis von Steffisburg zu Thun stehe, will ich wissen. Thun sei der grosse Bruder seiner Gemeinde und wie es so sei, gebe es in Geschwisterbeziehungen neben festen Banden ab und zu auch Meinungsverschiedenheiten. Steffisburg hat 2020 mit Schwendibach fusioniert, was problemlos über die Bühne gegangen sei, deshalb frage ich auch nach einem Zusammenschluss mit Thun. Diese Frage müsste die Bevölkerung beantworten. Bisher sei dieses Thema nicht vertieft diskutiert worden. Jürg Marti ist der Meinung, dass Fusionen von kleineren Gemeinden durchaus sinnvoll sein könnten, aus finanziellen, organisatorischen oder Ressourcen Gründen.

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Rund um Thun von A-Z

HEIMBERG/
Juli 2021 Besuch bei Gemeindepräsidentin Andrea Erni Hänni Andrea Erni Hänni empfängt mich in ihrem Büro auf der Gemeindeverwaltung Heimberg. Hier ist seit Anfang Jahr ihr Arbeitsplatz als Gemeindepräsidentin. Andrea arbeitet daneben aber nach wie vor als Sozialarbeiterin. Kurz vor unserem Treffen geht ein heftiges Gewitter nieder, deshalb habe ich auf Andreas Rat die Wanderschuhe mitgebracht, um trockenen Fusses an ihren Lieblingsplatz zu gelangen. Auf dem Weg dorthin kommen wir am nigelnagelneuen Pumptrack vorbei. Mir fällt auf, dass die Umgebung des Schulhauses Untere Au sehr attraktiv gestaltet ist mit Beachvolleyballfeld, Skatepark, Dirtpark, Kletterwand und weiteren Spielgeräten. Andrea erzählt mir, dass der Skatepark auf Initiative des Jugendrats entstanden ist. Das Büro für die Jugendarbeit ist direkt auf dem Schulgelände Untere Au angesiedelt, das wurde beim Bau der neuen Aula berücksichtigt. Zudem ist dort auch das Jugendcafe mit der Beachbox und dem Pizzaofen, ein cooler Treffpunkt für die Jugendlichen.
Das Ziel der neuen Gemeindepräsidentin ist, dass sich alle an der Gestaltung der Gemeinde beteiligen können, die das möchten. Andrea sagt, dass sie ihren Traumjob ausüben darf. Ihr Pensum beträgt 50%, effektiv sei die Arbeit aber nicht mit diesen Stunden zu bewältigen und die Verantwortung trage sie rund um die Uhr. Andrea ist eine Generalistin und hat sich als Gemeinderätin und Vizepräsidentin bereits 8 Jahre Erfahrung und ein breites Wissen über Heimberg aneignen können. Sie will gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen finden, die Vermittlerinnenrolle als Gemeindepräsidentin gefällt ihr sehr.
Ein grosses Projekt ist die Arealentwicklung Rigips, an dem die Gemeinde und zwei private Eigentümer beteiligt sind. Wie in allen Gemeinden stellen sich bezüglich Bauvorhaben und Entwicklung die grössten Herausforderungen. Das anhaltende Wachstum durch die Bautätigkeit erzeugt Druck auf die Infrastruktur. Heute leben 7’000 Menschen in Heimberg, gerechnet wird mit der Zunahme auf 8’000. Die Gemeindepräsidentin nimmt die Herausforderungen gerne an, weil sie auf ein gutes Team im Gemeinderat und eine tolle Verwaltung zählen könne.

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Rund um Thun von A-Z

UETENDORF/
Juni 2021 Besuch bei Gemeindepräsident Albert Rösti Albert Rösti führt mich zu Fuss vom Büro aus an seinen Lieblingsort: zum Bänkli am alten Kirchweg oberhalb des Hofes Rosinli. Von diesem Platz aus bietet sich eine prächtige Aussicht über die Gemeinde hinunter auf die Allmend bis zur Aare, auf den Thunersee und das Alpenpanorama lässt sich in der ganzen Breite vom Stockhorn bis zum Eiger bewundern. Hier sind wir nicht weit weg von seinem Zuhause und Albert macht auf einem Abendspaziergang gerne Rast auf dem Bänkli. Der alte Kirchweg ist ein schmaler Fusspfad, der nach Thierachern zur Kirche führt. In Uetendorf gibt es nämlich erst seit 1956 eine Kirche, gestiftet von Otto Lädrach, einem Uetendorfer, der Privatsekretär eines Amerikaners namens William Maul Measey war. Der Gemeindepräsident berichtet mir von der Legende, dass Measey nur wegen der Weigerung von Lädrach, Billette für die Überfahrt nach Amerika zu organisieren, nicht auf dem Unglücksschiff «Titanic» war. Aus Dankbarkeit schenkte Measey Lädrach Geld, mit dem dieser das Land für die Kirche und den Friedhof kaufte.
Auch Albert Rösti selber ist eine sehr bekannte Persönlichkeit, schliesslich ist er Nationalrat und war während Jahren Präsident der SVP Schweiz. Auf die Frage, warum er denn Gemeindepräsident sei, antwortet er, dass die Arbeit für die Gemeinde konkrete und unmittelbare Wirkung auf die Menschen habe. So könne er seinen Beitrag für das Gemeinwesen leisten und in direktem Kontakt mit den BürgerInnen Uetendorf weiterbringen.
Der Job des Gemeindepräsidiums ist mit 40% dotiert, was ausreichend sei, die Aufgabe verlange aber sehr viel Flexibilität. Zusammen mit dem Mandat als Nationalrat sei das Amt des Gemeindepräsidenten eine optimale Kombination. Die beiden Ämter böten Herausforderungen auf sehr unterschiedlichen Ebenen, aber gleichzeitig sei dies eine wertvolle Abwechslung. Albert Rösti schätzt die professionelle Verwaltung, jede Leitungsfunktion sei mit Stellvertretung besetzt. Zudem funktioniere der Gemeinderat gut, was die Arbeit angenehm mache. Die direkte Demokratie spiele vorbildlich: entgegen dem Willen des Gemeinderats, das Hallenbad zu schliessen, wird dieses nach dem Entscheid durch die Gemeindeversammlung nun saniert. Die Sprechstunde des Gemeindepräsidenten werde genutzt, um vorwiegend persönliche Anliegen zu besprechen. Er erhalte mehrheitlich positive Rückmeldungen und Dank, das Negative werde auf unpersönlichen Kanälen deponiert.
Albert Rösti definiert Uetendorf mit ca. 6’000 Einwohnenden als mittelgrosses Dorf, überschaubar, mit hoher Lebensqualität auch wegen der Nähe zur Stadt Thun. Das Dorf profitiere vom Zentrumsangebot und das Einvernehmen mit der Stadt sei gut. Ein Vorteil sei die Anbindung mit der Bahn direkt nach Thun und nach Bern. Uetendorf hat auf der Allmend viele KMU’s, die sich auf dem ehemaligen Areal der Selve angesiedelt haben, der tiefe Steuerfuss trägt ebenfalls bei zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort.

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Feministische Anliegen sichtbar machen

Wäre das Jahr 2019, würde ich schreiben: Ab 15.24 Uhr arbeiten Frauen gratis. Doch es ist das Jahr 2021 und ich muss schreiben: Ab 15.19 Uhr arbeiten Frauen gratis. Nicht freiwillig natürlich, sondern infolge der Lohndifferenz. Aus diesem Grund ruft das Feministische Kollektiv Thun – Berner Oberland alle Frauen dazu auf, am 14. Juni um 15.19 Uhr kurz innezuhalten und ihr Umfeld auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Denn egal, ob 15.24 oder 15.19, die Lohngleichheit muss endlich her!
Ein Fest zum Frauen*streik wie 2019 wird es in diesem Jahr in Thun keines geben, doch das Rathaus wird am 14. Juni ein drittes und letztes Mal violett beleuchtet. Ich gehe auf jeden Fall hin und geniesse das feministisch gefärbte Gebäude. Denn mehr feministische Power würde der Thuner Politik nicht schaden. Ende letztes Jahr organisierten sich alle Thuner Stadträtinnen überparteilich und verfassten einen Wunschzettel für Anlässe zum 50. Jubiläum des Frauenstimmrechts. Ich freute ich sehr über die stärkende Energie über die Parteigrenzen hinweg. Als ich unsere Pläne in die Präsidienkonferenz (bestehend aus Stadtratsbüro, also 3er-Präsidium und Stimmenzähler, sowie Fraktionspräsidien) trug, fielen die Reaktionen zurückhaltend aus. Ich bin überzeugt, wäre ich nicht die einzige Frau in diesem Gremium, wäre dem Anliegen mehr Aufmerksamkeit gewiss gewesen. Die Stadträtinnen wollten das Jubiläumsjahr öffentlich sichtbar und erlebbar machen, doch die Unterstützung der Stadt fiel eher enttäuschend aus. Wir geben jedoch nicht auf: Es wird eine Weiterbildung für Frauen in der Politik geben und an einem Marktstand wollen wir den Kontakt zu jungen Frauen suchen und sie dafür begeistern, in die Politik einzusteigen. Weiter werden wir die Mädchen an den Thuner Oberstufenschulen besuchen, um ihnen die Geschichte vom Weg zur Gleichberechtigung zu erzählen und sie zu bestärken, diesen weiterzugehen.

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Rund um Thun von A-Z

THIERACHERN/
Mai 2021 Besuch bei Gemeinderatspräsident Sven Heunert Sven Heunert hat keinen Lieblingsort, am liebsten ist er nämlich in Bewegung, ganz getreu seinem Pfadinamen «renard agité». Dieser Name sagt auch gleich, dass der Präsident ursprünglich aus der Westschweiz stammt. Bemerkenswert ist, dass die junge Familie Heunert vor 15 Jahren eigentlich nicht nach Thierachern ziehen wollte, weil zu fest am Hang und zu weit weg von der Stadt. Nun ist Sven Heunert hier mit Leib und Seele Gemeinderatspräsident und auch seine Familie ist glücklich im Westamt.

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AMSOLDINGEN/
April 2021 Besuch bei Gemeindepräsident Stefan Gyger: Ich treffe den Gemeindepräsidenten Stefan Gyger an seinem Lieblingsort, der Mehrzweckanlage. Dies sei zwar nicht der schönste Ort in der Gemeinde, aber der Treffpunkt der Dorfbewohner:innen und somit das Herzstück des Dorfs. Hier begegnen sich Jung und Alt, die Vereine sind aktiv, es werden öffentlichen Anlässe durchgeführt und Feste gefeiert und bald soll auch die Schule wieder hier einziehen.
Stefan Gyger ist seit 2013 Gemeindepräsident und lobt die Amsoldinger:innen für den Zusammenhalt und ihr vorbildliches Verhalten während der Corona-Pandemie. Einzig die vielen Spaziergänger:innen hätten zwischenzeitlich die Sperrung der öffentlichen Parkplätze nötig gemacht. Kein Wunder, dass so viele Leute herkommen, denn Amsoldingen liegt am Jakobsweg und ist wirklich einen Besuch wert: Die Lage am Fuss des Stockhorns, der prächtige Rundblick von der Hohlinde, der See, die tausendjährige Kirche, das Schloss, das Naturschutzgebiet Schmittmoos und die Tropfsteinhöhlen im Glütschbachtal sind wunderschön.
Als Gemeindepräsident ist Stefan Gyger direkte Ansprechperson für die ungefähr 800 Einwohner:innen. Die Gemeinde funktioniere gut, sei aber auch immer wieder gefordert. Aktuell gehe es um den Umzug der Schule mit Kindergarten in die Mehrzweckanlage, denn die Sanierung des alten Schulhauses sei nicht mehr vertretbar. Der Bau einer 5G-Antenne auf öffentlichem Grund ist wegen Einsprachen vorläufig blockiert, dafür habe Amsoldingen noch Bauland und könne sich entwickeln. Gyger rechnet daher mit einem leichten Bevölkerungswachstum. Es bestehe auch Bedarf für eine direkte Fussverbindung von Allmendingen zur Steghalten.
Die Beziehung zur Stadt Thun sei gut, Probleme gehe man gemeinsam mit den umliegenden Gemeinden an. Der Gemeindepräsident nimmt mich mit ins Glütschbachtal und zeigt mir, wo der Biber am Werk ist. Schön für die Biodiversität, aber herausfordernd für den Unterhalt von Wald und Strasse, denn es gibt immer wieder Überschwemmungen. Die gesetzlich geschützten Biber leben auf Amsoldingerboden, die Auswirkungen betreffen aber auch Thun auf der anderen Strassenseite. Stefan Gyger erzählt mir von der Idee, hier ein Biber-Paradies zu schaffen. Auch mir gefällt der Gedanke eines Naturschutzgebiets. Es ist also eine gemeindeübergreifende Lösung mit dem Kanton gefragt.
An diesem Beispiel offenbart sich die Vielfältigkeit des Amts als Gemeindepräsident. Die Fäden laufen bei ihm zusammen, er muss auf die Verwaltung und den Gemeinderat zählen können. Zudem sei es hilfreich, in der Region gut vernetzt zu sein. Die Parteizugehörigkeit, in seinem Fall die SVP, spiele dabei eine untergeordnete Rolle. Stefan Gyger arbeitet Vollzeit als Leiter der Hauptagentur Emmental Versicherung in Thun. Sein Pensum für die Gemeinde beträgt zwischen 15 bis 30%, je nach Bedarf auch mehr, selten weniger. Nicht einfach, Beruf, Familie und Politik zu vereinbaren, doch die Ausübung des Amts macht dem Amsoldinger Gemeindepräsidenten ganz offensichtlich Freude.

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